Holzwickede und seine historische Entwicklung
(Text und Bilder: Dr. E.-M. Eden, Holzwickede)
Zunächst noch einmal ein Blick auf die lokale Topographie im Jahre 1910. Damals gehörte Holzwickede mit seinen Ortsteilen Natorp, Rausingen und Dudenroth zusammen mit den noch damals selbstständigen Gemeinden Hengsen und Opherdicke zum Amt Aplerbeck und war damit zugehörig dem Landkreis Hörde.
Man erkennt die Beziehung zu den umliegenden Städten mit Dortmund im Westen, Unna im Osten und Schwerte im Süden. Die Ruhr im Süden ist auch die Ortsgrenze der Gemeinde nach 1968 und damit auch nach der erfolgten Eingemeindung von Hengsen und Opherdicke. Die östliche Grenzziehung – erkennbar oben an den Orten mit Unna, Billmerich und Dellwig hat sich seither nicht verändert. Jedoch mit der Gemeindereform von 1929 verließ Holzwickede das Amt Aplerbeck und ging nach 121 Jahren wieder zurück in das Amt Unna im Regierungsbezirk Arnsberg. Dabei wurden westliche Abschnitte aus dem Gemeindegebiet von Sölde im Amt Aplerbeck zum Ortsteil Rausingen von Holzwickede hinzugefügt.
Die nachfolgende Karte aus dem Jahr 1925 zeigt noch die Grenze zum Ortsteil Sölde vor 1929. Die Grenzlinie wurde durch einen roten Pfeil am unteren Bildrand gekennzeichnet. Diese Markierung läuft dann nach Norden auf die Chaussee zu – hier bezeichnet als Wickeder - und Natorper – Chaussee! Die Chaussee - besser bekannt unter dem Namen B1 - war und ist gleichzeitig die Grenze für die Gemeinde Holzwickede nördlich zu Dortmund und nordöstlich zu Unna mit dem Ortsteil Massen.
Die Eisenbahnlinien und zwei eingezeichnete Zechen (Z. Freiberg u. Z. Caroline) belegen die industrielle Entwicklung im Bereich der vormals reinen Bauerschaften von Holzwickede.
Die Emscher hat in unserer Gemeinde ihr Quellgebiet und häufig firmiert der Ort auch unter dem Begriff EMSCHERGEMEINDE und die Luftaufnahme zeigt den Emscherquellhof aus dem Jahr 1970 (Gemeindearchiv). Aktuell hat mittlerweile die Emscher - Genossenschaft den Quellhof übernommen und aufwendig den ehemaligen Lünschermann Hof restauriert und zum Tagungsort ausgebaut.
Das Ardeygebirge - unter dem lokalen Begriff HAARSTRANG als Höhenzug geläufig - zieht von Westen nach Osten durch das Gemeindegebiet. Hier oben liegen mit bester Aussicht zur Lippe und zur Ruhr die Ortsteile Hengsen und Opherdicke. Die Landkarte aus dem Jahr 1790 vermittelt dazu noch einen Eindruck der bewaldeten Bereiche um die sog. Haarstrangdörfer Hengsen und Opherdicke.
Auf die noch eingezeichneten Adelshäuser Dudenroth, Opherdicke und Vierbeck bzw. Ruhr wird an späterer Stelle ausführlicher eingegangen.
Die genannten Waldgebiete sind bis auf den westlichen Teil im Bereich Keller mittlerweile stark dezimiert und dort auf dem Kellerkopf ist auch aktuell noch ein herrlicher Buchenwald und dies ist auch der Standort des Kellerkopfdenkmals von 1929 zu Ehren der Gefallenen des 1.Lothringischen Infanterie – Regiments Nr.130.
Kellerkopfdenkmal (Bild aus dem Jahr 1929, Gemeindearchiv).
Nach der nochmaligen topographischen Einführung zur Gemeinde Holzwickede sollen folgend Jahreszahlen die geschichtlichen Eckdaten chronologisch festhalten.
Einstellung 10.04.2013
Nachfolgend wird eine geschichtliche Betrachtung in Form einer chronologischen Zeitenfolge für die Region Holzwickede versucht und ist auch möglicherweise mit nicht exakten Angaben behaftet. Dennoch ist der Versuch gestattet.
Gegebenheiten der „großen“ Zeitgeschichte sind nur andeutungsweise erwähnt und können in einer schier unendlichen Literatur nachgelesen werden. Weitere Detailkenntnisse aber zum lokalen Geschehen sind also ausdrücklich erwünscht und die Geschichtswerkstatt im Historischen Verein Holzwickede würde sich über Korrekturhinweise und Ergänzungen freuen, die unter Quellenangabe gerne eingefügt werden.
bis 2500 vor Chr.
Eine Besiedlung des Holzwickeder Gebietes in der Jungsteinzeit ist belegt durch Funde von Faustkeilen. Ein Flintbeilrest wurde erst 1979 bei Hengsen gefunden und Steinbeilstrukturen auch im Ostendorf von Opherdicke.
Ein weiterer Fund aus dem Hengsergebiet wurde als Pflugkeil beschrieben und bezeugt den Übergang von der nomadenhaften Jägerzeit zum Ackerbau in dieser Region.
bis 800 vor Chr.
Auch die Bronzezeit ist belegt mit Fundstücken in Linscheid im westlichen Teil der Gemeinde am Kellerbach.
bis 500 nach Chr.
Aus der Eisenzeit sind Funde im Holzwickeder Gebiet nicht sicher belegt, so wird die römische Zeit dann aber zumindest als „Durchgangsweg“ interessant und dokumentierbar. Die Römerlager an der Lippe sind bekannt und hier ist in OBERADEN - ca. 20 Kilometer von Holzwickede entfernt - eines der vermutlich größten Römerlager nördlich der Alpen zu nennen. Die Größe war wohl dem strategischen Ziel angepasst, Germanien zu erobern und lokal das Gebiet der SUGAMBRER zu „befrieden“. Die folgende Skizze belegt die Verhältnisse zur Drususzeit und das Grenzgebiet der germanischen Stämme der Brukterer und Sugambrer im Lippebereich. Die römischen Legionäre zogen sicherlich hinauf zum Ardeygebirge im Bereich der Landskrone, konnten den Emscherbruch so meiden und sich auf dem Haarstrang nach Osten wenden oder in das Ruhrtal begeben. Funde römischer Legionäre sog. Terra – Sigillata – Scherben ihres Kochgeschirrs fanden sich im Gelände von Haus Dudenroth und auch in Opherdicke. An diese Zeit erinnert geografisch gut platziert die Römerstraße in Holzwickede. Die Varusschlacht ist hinlänglich bekannt und historisch ein interessantes und „lebhaft diskutiertes“ Thema und „Holzwickede war in diesem Fall evtl. Marschgebiet der römischen Legionäre“ gewesen.
Das römische Reich zerfällt unter zunehmenden Druck der Franken und Goten. Der LIMES als Schutzwall wird aufgegeben. Das Zeitalter der Völkerwanderung beendet das römische Imperium ca. bis zum Jahr 450 nach Christus.
bis 1200 nach Chr.
Die Franken konsolidieren ihr Machtgebiet zunächst westlich des Rheins und auch zunehmend östlich im Laufe der Jahrhunderte und Holzwickede geriet in das Grenzgebiet zwischen Franken und Sachsen. Unter KARL DEM GROßEN werden die Lombarden besiegt und ein 30jähriger Feldzug gegen die Sachsen beginnt ca. 770 n. Chr. Die sächsischen Fluchtburgen mit Hohensyburg, Iburg (Bad Driburg) und Eresburg (Marsberg) werden nacheinander erobert und damit wurde auch in der hiesigen Region die Christianisierung eingeführt. Sicherlich waren damals schon Siedlungen im Holzwickeder Bereich vorhanden, aber urkundliche Erwähnungen finden sich dann erst im 12. Jahrhundert im Gegensatz zu den Nachbarorten wie Billmerich und Aplerbeck, die bereits im 9. Jahrhundert erwähnt werden. Zeuge dieser Christianisierung ist das älteste Bauwerk unserer Gemeinde auf der Haarstranghöhe mit der Stephanuskirche und wohl schon auf das 11. Jahrhundert zu datieren. Karl der Große war Verehrer des heiligen Stephanus und hier liegt evtl. die Namensbegründung.
Die nachfolgende Abbildung zeigt die evangelische. Kirche aus dem 11. Jahrhundert auf der Haarstranghöhe in Opherdicke. Drei Bauabschnitte sind voneinander zu trennen. Der Turm stand wohl in etwas kürzerer Form als erster Bauabschnitt schon Mitte des 11. Jahrhunderts. 1120 bis 1150 wurde das Längsschiff und die Seitenschiffe nach Osten hin mit Anröchter Grünsandstein im romanischen Baustil angesetzt. 1868/70 wurde der Kirchenbau im neoromanischen Baustil (Baumeister Hartmann Worbis) erweitert mit Querhaus, Chor mit Apsis und Apsisflankentürme östlich der vorhandenen Seitenschiffe.
Das Ehrenmal wurde auf der Ansichtskarte, die 1905 datiert, ca. im Jahre 1875 aufgestellt zu Ehren der Gefallenen aus dem Krieg 1870/71 im westlichen Teil des Kirchengeländes
Hier noch einmal der fast wehrturmhafte Charakter mit westlichem Kircheneingang.
Aber Opherdicke wird dann im 12. Jahrhunderts ein weiteres Mal aktenkundig. Der Edelherr Heinrich von Herreke hatte nicht nur Besitz im Ruhrtal und wurde daher auch noch de Rura genannt, sondern auch auf der Haarstranghöhe gehörte das adlige Haus Opherdicke zu seinem Besitz.
Auf der Zeichnung ca. 1830 ist rechts das Haus Opherdicke abgebildet und nach Westen zunächst der Kirchturm der katholischen und dann der evangelischen Kirche.
Fortsetzung folgt